Wagt zu denken: Hedy Lamarrs geniale Erfindung

Mit einer Ausstellung im jüdischen Museum in Wien gefeiert, ihr Leben und ihre Erfindungen mit dem Dokumentarfilm „Geniale Göttin“ geehrt und ein Preis in ihrem Namen verliehen. Wir sprechen von Hedy Lamarr, in Wien geborene Hollywoodschauspielerin, schönste Frau der Welt und tragisch verkanntes Genie.

Ein wacher Geist, Ausdauer und Missachtung von Klischees

Bei DreiKreis betrachten wir es als unsere Aufgabe, Frauen in der IT Welt sichtbarer zu machen und weibliche Talente zu fördern. Nach Ada Lovelace haben wir mit Hedy Lamarr eine weitere Pionierin in der IT vorgestellt. Heute wollen wir über die faszinierende und bahnbrechende Idee sprechen, die ihr im zarten Alter von 27 Jahren kam. Was wir besonders erwähnenswert finden: sie hatte keinerlei Ausbildung.

Trotzdem erfand sie eine Technologie, auf der heute unsere moderne Kommunikation beruht und bewies damit vor allem eines: was zählt sind freies Denken, Kreativität und die Fähigkeit, den Geist nicht von gesellschaftlichen Regeln, sozialen Normen und der Ignoranz anderer begrenzen zu lassen.

Lamarrs Geschichte ermutigt Frauen, ihren Intellekt zu gebrauchen.

Hedy Lamarr war Hollywood Schauspielerin. Aber weder Ruhm noch Erfolg konnten sie davon abhalten, ihren kreativen und brillanten Ideen zu folgen. Nicht einmal erschöpfend lange Drehtage konnten sie daran hindern, in den Pausen ihren Wohnwagen-Trailer am Filmset aufzusuchen, um dort in einem kleinen Laboratorium zu tüfteln. Ihr Sohn beschreibt in einem Interview: „Sie traf nach einem harten Arbeitstag keine Freunde, sondern ging nach Hause und arbeitete an ihren Erfindungen.“

Ich muss an Ideen nicht arbeiten, sie kommen einfach so.

Hedy Lamarr

Die geniale Erfindung: das Frequenzsprungverfahren

Anfang der vierziger Jahre schien niemand der nazideutschen Marine Einhalt gebieten zu können. Immer häufiger versenkte diese Schiffe mit Zivilist:innen an Bord. „Es schien unmöglich die deutschen U-Boote zu versenken, die veralteten britischen Torpedos hatten keine Chance,“ erzählt Lamarrs Sohn.

Aber irgendwo auf der anderen Seite des Atlantiks hatte die Wienerin eine Idee. Wenn nun die Torpedos radio-kontrolliert und fernzusteuern wären, könnte dies die entscheidende Wendung für die Alliierten bringen. Dazu benötigte es jedoch stete Kommunikation zwischen Boot und Torpedo. Das Problem: Radiokommunikation war nicht sicher. Sobald der Feind die genutzte Frequenz entdeckte, konnte er sie mit Radio-Interferenz, Jamming, blockieren.

Doch Lamarr fand auch dafür eine Lösung. Sie schlug vor, die verwendete Frequenz ständig zu verändern. Dagegen würde Jamming nicht helfen, da die jeweilige Interferenz nur einen Bruchteil der Kommunikation stören würde.

Hedy Lamarrs Skizzen
Sichere Radiokommunikation sollte die Wendung bringen.

Vom Alltagsgegenstand zur Basis der modernen Kommunikationstechnik

Inspiriert wurde ihre Erfindung möglicherweise durch eine gerade entwickelte Fernbedienung für Radios („Philco Magic Box“), die es ermöglichte, zwischen Radiostation hin und her zu springen.

Lamarr transferierte eine Technologie aus der Unterhaltungsindustrie in die Kriegsführung. Und bewies damit, wie wichtig es ist, einen wachen Geist nicht in konformistische Bahnen zu lenken!

Professorin Danijela Cabric, Secure Communications, UCLA, sagte in einem Interview: „Die Tatsache, dass sie die Frequenzkomponente des Signals versteht, und wie diese sich ändert, macht sie zum Genie. Thomas Edison war auch kein Ingenieur. Es braucht keine universitäre Ausbildung, um etwas Neues zu erfinden.“

Es braucht keine universitäre Ausbildung, um etwas Neues zu erfinden.

An der Umsetzung ihrer Idee arbeitete Hedy Lamarr mit dem amerikanischen Avantgardekomponisten, George Antheil.

Hedy Lamarrs Skizzen
So könnte sie ausgesehen haben, die Arbeit von Hedy Lamarr und George Antheil.

Auch Antheil verfügte über keinerlei Ausbildung zum Ingenieur. Er nutzte sein Wissen darum, wie man Player Pianos synchronisiert, nämlich indem exakt zur gleichen Zeit Papierrollen mit den entsprechenden Vorgaben gestartet werden, die mit der gleichen Geschwindigkeit drehen.

Ebenso sollten Schiff und Torpedo mit identischen Informationen über die verwendeten Frequenzen ausgestattet werden – dies würde es feindlichen Interferenzen unmöglich machen, die Kommunikation zu stören.

Insgesamt 88 verschiedene Frequenzen sollte das System zur fast sprichwörtlich bombensicheren Kommunikation enthalten. Das „Inventors Council“, gespickt mit Ingenieur:innen und Erfinder:innen, erkannte Originalität und Wert der Erfindung an. Sie brachten Lamarr und Antheil in Kontakt mit einem Physiker, der die elektronischen Komponenten des Systems entwarf. 1941 wurde die Erfindung patentiert.

Revolutionäre Innovation für die Schublade

Doch weder Inventors Council noch US Navy wollten die Erfindung nutzen und verbannten sie auf Jahre in eine Schublade.

Keinen Cent erhielt Lamarr für ihre Erfindung, deren Wert heute auf 30 Milliarden Dollar geschätzt wird.

Erst Jahrzehnte später wurde ihre Idee von der modernen Kommunikationsbranche aufgegriffen und zur Basistechnologie für Mobiltelefonie, GPS, WiFi, Bluetooth und Milliarden-Dollar-schwere Militärsatelliten. Selbst heutzutage werden die geheimsten und wichtigsten Kommandos des US-Militärs auf eine Weise verschlüsselt, die auf Hedy Lamarrs Erfindung beruht.

Sapere aude – Wagt zu denken!

Obwohl ihr Genie Zeit ihres Lebens verkannt wurde, sagte Hedy Lamarr über ihre Lebensphilosophie: „Kleingeistige Menschen können die größten Ideen zum Schweigen bringen. Denkt sie trotzdem. Was euch Jahre kostet zu bauen, kann über Nacht zerstört werden, baut es trotzdem.

Und vielleicht liegt das größte Vermächtnis dieser bemerkenswerten und tragisch verkannten Frau nicht in ihrer milliardenschweren Erfindung, sondern in ihrem Mut und ihrer Ausdauer mit der sie gegen engstirnige Grenzen der Gesellschaft rebellierte und wagte zu denken.


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